Moin und Grüße aus dem sonnigen Naturns, Vinschgau.
Wir haben es gewagt und sind leichtsinnigerweise mit einem Elektroauto in den Urlaub gefahren.
Wo doch JEDER weiß daß diese Dinger nicht für Langstrecke taugen.
Und es im Ausland keine Ladesäulen gibt.
Und man bestimmt damit im Ausland nicht durch lange Tunnel fahren darf.
Bullshit!
Ich erlaube mir euch in der Folge mit einigen Erfahrungen zu belästigen und - schlimmer noch! - zu dem Behufe so zu schreiben wie mir das ruhr(s)pöttische Mundwerk gewachsen ist. Alle nachgeladenen kWh sind wie auf der Rechnung angegeben, SOC und Reichweite sind aus dem Auto.
Tag 1, Samstag, 30. August.
Früh Morgens.
Geradezu unverschämtes draußen-noch-dunkel und morgenlattenverhinderndes "Früh": 03:50h.
Das letzte Geraffel ins Auto verfrachtet, Hauscheck, abschließen, einsteigen, Handy anschließen, erstes Ziel anwählen.
03:57h: Abfahrt.
Moment, "Ziel anwählen"?
Jepp, ich habe am Vortag die Ladezeit sinnvolll genutzt und mir die Ladestops der Anreise als Favoriten ins Navi gespeichert. Solange es keine sinnvolle Navigation mit echter Ladeplanung onboard gibt mache ich das oldschool: Planung am Mac oder iPad mit Chargeprice und Apple Maps (zur äußersten Not auch mal Google Maps).
Erster Stop: EnBW in Gau-Bickelheim direkt an der A61 (erstes Bild), 2h46, 286 km, da sollten doch 80% SOC locker reichen.
Hmmm , naja, so locker war es dann dann doch nicht, 9% und 40km bei Ankunft. Gut, wir hatten 12-15 °C, aber ich bin auch sehr zurückhaltend gefahren. 110-125 km/h, am Ende dann 91km/h Schnitt.
Egal, nach 290 km volle 60kWh nachgeladen finde ich schon viel für wieder nur auf 80%.
Zweites Ziel: Ionity in Merklingen, mittlerweile ist es knapp 10h, wir haben normal 256km gefahren und sind mit 14% (60km) angekommen.
Das ist eine Riesenstation (zweites Bild) mit sehr gutem Bäcker/Metzger, Ladegrenze auf 100% gestellt, Frühstück. Der zweite stint war mit 110 km/h etwas schneller gefahren, wir hatten seit der Abfahrt nun 102 km/h Schnitt und einige Steigungen hinter Karlsruhe und am Albaufstieg. Nach 56 Minuten mit sehr gutem Frühstück hatte der Akku 100%, weiter geht´s nach
Imst, dem dritten Stop. Angekommen nach 219km mit 52%, schön außenrum wo Tupperdosen und Busse nicht hindürfen, also über das Hahntennjoch. Lecker eng, steil, es geht auf etwa 2000m rauf und der Akku leert sich zusehends. In Elmen wurden noch 18 kW/100 angezeigt, oben dann 20.9 kW/100 und der SOC war um 12% gefallen. Für die Abfahrt dann meist "B" benutzt und fleißig rekuperiert denn jeder weiß: Bremsen macht die Felgen schmutzig! Und siehe: in Imst hatte ich im Vergleich zur Passhöhe wieder 8% SOC gewonnen, die Reichweite war um 12 km gestiegen und der Verbrauch auf 16,x gefallen. So gefällt mir das
Im Industriegebiet dann mehrere Ladesäulen von Smatrics, die in AT mit EnBW kooperieren und folgerichtig problemlos mit EnBW Karte zu deren Kurs geladen.
Da wir auch noch einkaufen waren wieder auf 100% gestellt und mit 94% abgefahren über die A12 Richtung Reschenpaß. Ab Kajetansbrücke die Baustelle umfahren, kurz durch CH und ab Martina über die Norbertshöhe nach Nauders. Schöne Strecke! Läuft gut und flüssig, OK, ein paar Bastelbuden unterwegs, so völlig überladene selbstgefrickelte Wohnmobile mit 30 Jahre alten stinkenden Dieseln hurtig weg von den Dreckschleudern!
Nach 130 km in Naturns angekommen - sensationelle 11,8 kW je 100 km und 75% Restreichweite auf der Uhr, da hat sich das Segeln und Rekuperieren auf der Landstrasse fett ausgezahlt.
Nach knappen 900 km sind wir 13h unterwegs gewesen, davon waren 223km Landstraße. Ca. 2 Stunden Ladezeit sind abzuziehen, davon sind etwa 45 Minuten "überflüssig" = Frühstück und Einkaufen, was nicht dem Antrieb anzurechnen ist. Ob das nun gut ist oder nicht mag jeder selbst entscheiden.
To be continued!