E-Autokauf und Rechtfertigung im Bekanntenkreis

  • Jeder kennt die lächerlichen Mythen über E-Fahrzeuge, die nicht aus den Köpfen zu kriegen sind. Und die Halbwahrheiten, die vielleicht vor 10 Jahren noch stimmten, bei heutigen E-Autos aber nicht mehr. (Das kennen wir auch von Windrädern, Wärmepumpen und anderen „neuen gefährlichen Dingen“)

    Auch in meiner Familie und im Freundeskreis schwirren noch solche Mythen herum, meist sind sie nur wichtig, um für sich selbst eine Rechtfertigung zu haben, auch künftig weiter Verbrenner zu fahren oder „auf das Wasserstoffauto zuwarten, das es bald viel billiger und besser gibt als das Batterie-E-Auto“.


    Ich habe deshalb die folgende Begründung für meinen Wechsel zum E-Auto geschrieben und in meinem Dunstkreis versandt. :)



    Endlich fahren wir jetzt nur noch vollelektrisch. Es gab einfach zu viele gute Gründe dafür.

    1. Man fährt in der Stadt sehr leise und wird nicht gehört, so dass man oft und schnell mal Fußgänger mitnimmt und so kennenlernt, wenn sie es überleben.
    2. Es gibt einem ein erhabenes Gefühl, wenn für das Auto Kinder im Kongo Kobalt schürfen mussten und überlastete Mulis Lithiumsalz in Chile durch die heiße Sonne schleppen.
    3. Das Auto wird nach seiner Lebenszeit auch nicht so schnell vergessen, weil die riesige Batterie als Sondermüll noch einige Jahrzehnte bewacht werden muss und nicht wiederverwendet oder recycelt werden kann.
    4. Auf der Urlaubsfahrt tut es gut, wenn man spätestens nach einer Stunde Fahrt wieder eine Stunde laden muss, so hat man mehr Muße und kann die Landschaft und die Raststätten genießen.
    5. Selbst im tiefen Winter schafft man locker fast 60 km, natürlich nur ohne Licht, Heizung und Radio.
    6. Es gibt einem das Gefühl von Abenteuer, im Winter zur Sicherheit nur noch mit dicker Kleidung und heißem Tee auf die Autobahn zu fahren, weil man im Stau ja sonst fast sofort erfriert.
    7. Der starke Elektrosmog im Auto tötet Keime und Ungeziefer ab und man spürt etwas die Wärme, weil sich dadurch auch das eigene Körpergewebe etwas aufheizt.
    8. Wenn es mal in Brand gerät, was bei E-Autos schnell mal passieren kann, wird man nicht dadurch blamiert, dass die Feuerwehr es problemlos löscht.
    9. Die Batterie hält mehrere Jahre und lässt sich dann für ca 20.000,- Euro einfach austauschen. 20.000,-€ klingt erstmal teuer, aber man darf ja auch nicht vergessen, 20.000,-€ sind ja nur etwas über 10.000,- DM, das Umtauschverhältnis war ja ungefähr 1:2.
    10. Die mindestens 25 verschiedenen Ladekarten für die verschiedenen Ladesäulenanbieter geben dem damit gefüllten Handschuhfach ein gutes und wichtiges Aussehen.


    Fast zehn gute Gründe, die jeden Verbrenner alt aussehen lassen! 8o

  • Um meine Freunde, Nachbarn, KollegInnen und Verwandten nicht in ein schlechtes Licht zu stellen:

    Die allermeisten sind nur ganz normal schlecht informiert, unsicher und haben dann von sich aus oft diese Fragen, aus denen man diese Mythen heraushört. Fast alle sind aber auch interessiert und dankbar, wenn man ihnen das dann erklärt (z.B. dass man etliche Stunden gut gewärmt im Stau stehen kann, wenn die Batterie nicht vorher schon fast leer war). Sie wissen ja, dass wir schon seit fast drei Jahren mit dem Zweitwagen elektrisch unterwegs sind und dass ich beruflich bedingt ganz gut informiert bin. Streit oder böse Bemerkungen gibt es da nicht und ich missioniere auch nicht. Wer z.B. wenig fährt und einen brauchbaren Untersatz hat, soll den doch auch weiterfahren. Und wer sich immer nur Gebrauchte für z.B. unter 10.00 Euro kauft, dem kann man auch noch kein E-Auto empfehlen.

    Aber ich sehe auch täglich viele viele Mitmenschen im Berufsverkehr, die sehr viel Geld für neue sportliche große Autos ausgegeben haben und sich offenbar über ihre 4 Auspuffe, den hohen Spritverbrauch und das Brumm-Brumm freuen. Die haben vielleicht nicht immer gute Gründe, einen Verbrenner einem EV vorzuziehen. Da darf man die Fahne für E-Autos im Bekanntenkreis ruhig auch mal hochhalten. Es geht ja nicht nur um Geschmack, sondern auch um Umwelt, Luft und Klimaschutz.

    Also meine Ironie nicht zu eng sehen.

  • Das traurige ist Nr.5 und Nr.6 habe ich 2 Jahre wirklich so miterleben müssen.
    Musste im Winter beruflich um die 150km fahren und mein Nissan hatte nur 250km Reichweite.

    Bin die ganze Zeit mit 100km/h und ohne Heizung gefahren, damit ich am Ende mit max. 50km Restreichweit angekommen bin.

  • Ja, diese E-Autos sind und waren eigentlich nicht als vollwertiger Ersatz für ein Familien- und Reiseauto geeignet, für Pendler auch nur, wenn die tägliche Strecke nicht zu weit war.

    Ich war auch froh, als ich mit dem E-Twingo bei Schnee und Frost nach Heilbronn und zurück kam, teils über die Autobahn. Immerhin habe ich es mit Licht, Musik und Heizung ganz gut geschafft, bin aber skeptisch losgefahren und habe die Batterie immer im Auge behalten.

    Für die heutigen Elroqs, ID.4, Scenic E-Tech, Kia EV3 etc. gilt das aber nicht mehr und ich habe ja auch kräftig übertrieben! ;) :S