Überschussladen mit minimalen Strömen

  • Hallo zusammen,


    perspektivisch kommt Solar auf´s Dach. Bei der Wahl der Wallbox bin ich noch unsicher.

    Ich denke an eine Elli Charger 2 Connect 11, da ich die mit 20% Rabat bekommen kann und die insgesamt (im Vergleich zur 1. Gen) sehr solide zu sein scheint. Das Energiemanagement will ich mit evcc betreiben.

    Auf der Elli Homepage steht: Ladeleistung 0,023 - 11 kW (3-phasig, 0,1 - 16A) was ja für das Überschussladen optimal wäre. Keine Phasenumschaltung nötig und dennoch im Zweifel niedrigste Ladeströme/Überschüsse möglich.

    Laut Standard ist es doch aber so, dass minimal 6A/4.1kW bei 3-pahsigem Laden nötig sind. Andererseits arbeitet die Wallbox ja nach ISO15118, ist also keine Bastelbox die außerhalb definierter Spezifikationen läuft.

    Wie wird sich der Elroq beim Versuch 3-Pahsig mit z.B. 2A zu laden denn nun verhalten? Ich verstehe es einfach nicht.



    Danke und Grüße

    Thomas

  • Zu langsames laden dürfte übrigens sehr ineffizient sein, da Auto selbst einiges an Energie braucht während geladen wird.


    "Allein 100 bis 300 Watt werden für den Betrieb von Komponenten für die Steuerung des Ladevorgangs benötigt. Hängt das Fahrzeug also bei geringer Ladeleistung länger an der Dose, fallen über die Zeit mehr Ladeverluste an."

    Ladeverluste beim Elektroauto | ADAC
    Wie hoch sind die Ladeverluste, wenn man ein Elektroauto lädt? Der ADAC hat es gemessen – und gibt Tipps zum effizienten Aufladen.
    www.adac.de

  • EDIT: es ist sogar noch komplizierter, siehe RE: Überschussladen mit minimalen Strömen

    Bei IEC 62196 (die meisten marktüblichen Wallboxen) liegt das Minimum bei 6 Ampere (ca. 1,4kW). Wenn Wallbox und Auto aber ISO 15118-2 können, kann das Minimum auch weiter nach unten gesetzt werden.

    Was ich hier schrieb, bezieht sich nur auf IEC 62196, und ist damit eine falsche/unvollständige Beschreibung der Realität.


    Das was qoyrle sagt ist schon richtig. Die Details sind komplizierter: die Norm die unsere Typ 2-Stecker standardisiert (IEC 62196) beschreibt auch, wie die Kommunikation zwischen Wallbox und Fahrzeug abläuft. Die Wallbox kann dabei signalisieren, wie viel Stromstärke das Auto dabei abrufen darf. Das ist wichtig, weil das Auto der elektrische Verbraucher ist, nicht die Wallbox.


    Diese Information wird über ein 12V PWM-Signal zwischen den CP (control pilot) und PE (Schutzleiter) Pins übertragen. Damit PWM dafür funktioniert, müssen sich Auto und Wallbox darüber einig sein, wie viel Stromstärke eine bestimmte Pulsweite nun bedeutet. Auch das ist in IEC... standardisiert. Und die niedrigste standardisierte Pulsweite ist 10%, sie korrespondiert mit einer Stromstärke von 6 Ampere (circa 1,4kW bei üblicher Netzspannung).


    Die Wallbox hat also keine Möglichkeit weniger als 6A freizugeben. Aber: der elektrische Verbraucher ist das Auto! Das Auto kann selbst entscheiden, ob es so viel Strom abruft, und kann dann durchaus langsamer als 6A/1,4kW laden. Die Wallbox kann aber nichts langsameres als 6A vorschreiben.


    Im Kontext von PV-Überschussladen, muss die Wallbox also die Entscheidung zwischen "gar nicht laden" und "6A laden". Deshalb wird beträgt aus ihrer Sicht die minimale Ladeleistung 1,4kW. Ist halt so standardisiert worden.


    (Disclaimer: ist alles schon wieder ein paar Jahre her, aber ich glaube nicht, dass an dem Standard nochmal etwas verändert wurde, sonst gäbe es Inkompatibilitäten zwischen Alt und Neu)


    Bei meiner Wallbox kann ich übrigens einstellen, ab wie viel PV-Überschuss mit dem Laden begonnen werden soll. Wenn ich da 700W einstelle, wird das Auto vermutlich (getestet habe ich es nicht) mit 1,4kW (das gibt die Wallbox frei) laden, wovon die Hälfte dann entsprechend kein PV-Überschuss ist, sondern aus Netz/Hausakku kommt.


    EDIT: 12V stimmt nicht ganz. Über die Spannung werden noch andere Informationen übertragen. Während dem aktiven laden sind es nur 6V.

  • Hallo noname123,


    um es für mich zusammenzufassen und zu übersetzen...

    Laut Standard kann ein Ladevorgang erst dann beginnen, wenn die Wallbox meldet, das sie mindestens 1-phasig 1,4kW oder 3-phasig 4.2kW zur Verfügung stellen kann. Bei einem "normalen" statischen Stromanschluss ans Hausnetz ist das ohnehin gegeben. Braucht das Fahrzeug im laufenden Ladevorgang weniger, meinetwegen dann bei 99% SOC, dann ist das normkonform und die Wallbox oder das Fahrzeug meckern auch nicht.

    Will man Überschussladen ist die der Wallbox zur Verfügung stehende Leistung schwankend und kann auch unter 1,4kW bzw. 4,2kW liegen. Überschussladen wäre nur bei ausreichend Leistung möglich.


    Was passiert wenn der Ladevorgang bei z.B. >6A gestartet wurde und dann die verfügbare Leistung abfällt auf z.B. 2A? Das ist mir noch nicht wirklich klar.

    Ich zitiere dazu aus dem evcc Forum:

    Zitat

    Heute ganz kurios. Evcc hat unseren Buzz nicht erkannt, also Gastfahrzeug. Normal gestartet und teilweise 1-phasig geladen, obwohl Phasenumschaltung in der Elli deaktiviert ist.

    Ruhig mal den Link klicken und das Diagramm angucken.

    Da gibt es in der Ladeleistung deutlich Ausschläge nach unten, die anscheinend nicht vom Fahrzeug gesteuert sind, sondern dem PV-Überschuss entsprechen. Trotzdem wird weiter geladen. Bim ID.BUZZ (MEB), nicht von der Wallbox, sogar auf eine Phase runtergeregelt.


    Gruß

    Thomas

  • Sehe ich mit meinem 85er an der GO-E Wallbox.

    Bestellt: 16.10.24 Geliefert: März 25

    Elroq85 - EnergyBlue - Clever - AHK

    DE

  • Ruhig mal den Link klicken und das Diagramm angucken.

    Da gibt es in der Ladeleistung deutlich Ausschläge nach unten, die anscheinend nicht vom Fahrzeug gesteuert sind, sondern dem PV-Überschuss entsprechen. Trotzdem wird weiter geladen. Bim ID.BUZZ (MEB), nicht von der Wallbox, sogar auf eine Phase runtergeregelt.

    Okay, ich hab mir das nochmal genauer angeschaut, und wieder etwas dazugelernt. Eigentlich hatte ich unrecht. Was ich geschrieben habe, bezieht sich auf IEC/EN 62196, der von allen mir bisher bekannten Wallboxen umgesetzt wird. Da geht nichts mit weniger als 6 Ampere.


    Bei dem Link geht es aber um die Wallbox "Elli Charger Pro 2", die schon die "neuere" Norm ISO 15118-2 unterstützt. Dass es solche Wallboxen für den Hausgebrauch mittlerweile gibt, wusste ich nicht. Der ID.Bus kann ebenfalls ISO 15118-2. ISO 15118-2 definiert erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Wallbox und Fahrzeug. Darüber kann wohl auch der Ladestrom genauer ausgehandelt werden. Dazu müssen sich aber Wallbox und Auto gut verstehen, und in der Praxis gibt es da immer noch Probleme. Unter dem Link ging es ja dann auch recht bald um Ladeabbrüche.

    Mit der richtigen Wallbox-Auto-Kombination (beide müssen ISO 15118-2) kann es aber funktionieren auch mit weniger als 1,4kW zu laden.