Elroq - Reisebericht an den Atlantik zum Mutmachen

  • Für manche Unentschlossenen mag dieser kleine Bericht der letzte Schubser sein, sich ein Elektrofahrzeug zu kaufen.



    Erste Auslands-Fernreise mit dem vollelektrischen Skoda Elroq!

    Ein kleiner Bericht, der hoffentlich Appetit auf Elektromobilität macht


    Teil 1


    Wieder einmal ging es in die Bretagne, Südküste bei Lorient, aber diesmal als Premiere mit dem neuen vollelektrischen Skoda Elroq! Ein wenig das Gefühl von Abenteuer und Forscherdrang! Die Reise sollte uns über Heilbronn, Mannheim, Kaiserslautern, Saarbrücken, Reims, um Paris herum und über Le Mans und Rennes führen.

    Und wir waren perfekt vorbereitet! Nie einem Display oder Smartphone trauen: Auf alten Landkarten hatten wir mit verschiedenfarbigen Stecknadeln alle Ladestationen an der Strecke markiert, Ionity blau, Total Energies rot, EnBW gelb und andere grün. Über 150 kW mit jeweils dicken Stecknadelköpfen, unter 150 kW mit den kleinen.


    Vollgeladen sind wir Sonntagmorgens um halb Sieben bei Stuttgart losgefahren. So ist die Strecke bis zum ersten Ladestopp ein Stück länger als die weiteren.


    Wir sind schön langsam gefahren (um die 80 km/h) und ohne Musik und Lüftung, um die Reichweite zu optimieren. Heizung oder Klimaanlage waren sowieso bei dem milden Wetter unnötig. Die Stille war wohltuend. Nur die Scheiben beschlugen etwas, aber durch das Navi wussten wir ja immer wo wir sind.


    Als ich auf den blauen Schildern an der Autobahn „Nürnberg“ lesen konnte, merkten wir gleich, dass wir am Weinsberger Kreuz doch falsch gefahren sein mussten. Das Navi hatten wir nicht gehört, weil wir laut „We are the Champions“ gesungen hatten, reisen macht eben einfach gut Laune. Und das Display war inzwischen stark beschlagen und unlesbar.

    Also kurzer Hand rechts raus auf eine Raststätte und an eine Ladesäule, denn nach etwa 120 km war die Batterie natürlich fast leer. Weil ich keine Lust hatte, groß herumzusuchen, womit ich die Ladesäule zum Laden überreden konnte, habe ich einfach schnell alle Karten durchprobiert, die wir uns besorgt hatten. Es gingen alle 12 nicht, aber der freundliche Lade-Nachbar sagte uns, bei Ionity bräuchte man nur eine App. Prima, auch kein Problem.

    Meine Frau lief prompt in die Toiletten der Raststätte, um ihr Smartphone aufzuladen, damit wir danach dann die App herunterladen konnten. Ich staunte, wie einfach und praktisch das alles ging. Schließlich und dank der Hilfe eines anderen Ladesäulennachbarn steckte der Stecker schon nach einer halben Stunde im Auto und das Laden begann.


    Das Schöne beim elektrischen Reisen ist unter anderem, dass man nicht neben dem Auto stehen bleiben muss und danach die Hände nach Diesel oder Benzin riechen. So gingen wir in Ruhe ins Restaurant. Nach dem ausgiebigen Frühstück war ich doch etwas neugierig und lief zum Auto. Es stand schon wieder auf über 30%, das hatte ich nicht erwartet. So schlossen wir noch eine kleine Wanderung durch die Umgebung an, die uns aber auch wieder etwas hungrig machte. Doch auch das Mittagessen in der Raststätte war besser als erwartet! Noch einen Kaffee, denn es war früher Nachmittag, dann wieder zum Auto. Es hatte inzwischen fast 80% geladen, also schnell los!


    Natürlich kommt man mit 80% nicht so weit wie mit 100, aber dank meiner sparsamen Fahrweise kamen wir dann doch bis Sinsheim hinter Heilbronn.

    Diesmal waren wir schon halbe Ladeprofis, wir suchten direkt in der Ionity-App nach der Ladestation. Aber schließlich gab uns ein alter E-Auto-Hase, der uns beobachtet hatte, den Tipp, dass man bei EnBW die passende Ladekarte nehmen sollte. Während das Auto so stracks wieder auf über 80% auflud, besuchten wir das Verkehrsmuseum mit seinen beeindruckenden Flugzeugen und unzähligen tollen Autos aus der Verbrenner-Ära. Dort konnten wir auch ins Restaurant gehen, das eine gute Auswahl bot und auf ein nahes Hotel verwies.


    Tag 2

    Noch im ersten Dämmerlicht konnten wir am nächsten Morgen aufbrechen, die Batterie war ja wieder auf über 80%! Erst bei Speyer verließen wir nach beinahe 100 km die Autobahn und suchten wir uns wieder ein kleines Hotel. Unsere Laune war bestens, in dem Bewusstsein, dass wir uns nun auf der richtigen Route nach Nordwest-Frankreich befanden.

    Auch das Navi war wieder ablesbar, weil wir eine Weile mit offenen Fenstern gefahren waren. Das trocknete die Innenluft und schonte zudem die Klimaanlage.

    Am Hotel konnte man als Gast laden, wenn auch nur mit 4,6 kW. Der Akku war deshalb morgens fast voll und so konnten wir, durchströmt von der Vorfreude auf die Bretagne, nach dem Frühstück wieder aufbrechen.


    Nun weiß jeder technisch Versierte, dass E-Autos sehr modern und fast perfekt sind, stärkere Steigungen mögen sie aber natürlich nicht. Der Motor ist ja viel kleiner als bei einem Verbrenner, oft nur faustgroß, und die Batterie macht das Fahrzeug schwer, meist über 3 Tonnen. Daran hatten wir gar nicht nicht gedacht, als es hinter Frankental in der Pfalz steil bergan über den Pfälzer Wald ging.

    Aber der Wagen meisterte die Steigung dann doch sehr gut, wir fuhren durchweg über 40 km/h. Die Fenster ließen wir wieder geschlossen, denn die überholenden Schwerlaster bliesen uns ihre Abgase um die Ohren. Nun war auch das Navi wieder beschlagen. Meine Frau wischte es aber regelmäßig trocken. Da sich ein paar Stecknadeln aus der Landkarte gelöst und in das Putztuch verirrt hatten, gab es bald darauf ein paar hässliche Kratzer. Im Dunkeln, wenn nichts reflektieren kann, konnte man das Display aber noch sehr gut ablesen.

    Oben angekommen ging es Richtung Kaiserslautern auch recht bergig weiter, so machten wir nach zwei Stunden und wieder fast hundert Kilometern die nächste Ladepause. Mit der Füllung unserer Batterie kamen wir noch am gleichen Tage bis ins Saarland, von dem wir wussten, dass es (je nach Jahreszeit) so groß wie zwei riesige Waldbrände oder Eisberge ist.


    Tag 3:

    Die Übernachtung im Hotel war sehr erholsam. Es ist ja auch am schönsten, wenn man schon die Reise selbst als Urlaub begreift und gestaltet. Auch hier konnten wir über Nacht laden, so dass wir sogar mit über 90% starteten. Der Hotelier meinte, auf 100% kämen wir sowieso nicht mehr, das wäre die Alterung der Batterie. Wieder was gelernt! Gegen neun Uhr ging es also weiter, die Sonne noch hinter uns tief im Osten.

    Mit der Akkuladung konnten wir spielend das ganze Saarland durchqueren und mussten erst kurz vor Metz in Lothringen wieder laden. An der Ladestation vor einem großen Supermarkt war viel los, und schon nach einer Dreiviertelstunde wurde eine Ladesäule für uns frei. Die Ladezeit nutzen wir wiederum für Einkäufe und Mittagessen. Eine Kilowattstunde kostete hier 1,49€ , aber ich wollte erst später in Ruhe nachschauen, wieviel deutsche Euro einem französischen entsprechen, sie heißen „Öro“. Allmählich entwickelte sich eine entspannte „elektrische Reiseroutine“.


    Tag 5:

    Nach dem Laden in Evry irgendwo bei Paris holte ich unseren Salat aus der Kühltasche nach vorne, den wir morgens in einem Supermarkt gekauft hatten. Als ich ihn öffnete und mir ein eigentlich nicht nur unangenehmer Duft irgendwo zwischen Blumenerde, Braunkohle und Asphalt entgegen strömte, fiel mir sofort mein dummer Fehler ein. Der Salat hatte hinten rechts ja praktisch nur vielleicht 30 cm von der Ladebuchse entfernt gelegen, als bis zu 175.000 Watt Strom beim Laden an ihm vorbei flossen. Die elektromagnetische Strahlung wirkt wie ein sehr starker Mikrowellenofen und hat den Salat natürlich in fast so etwas wie Rohöl verwandelt. Ich schaute mich noch instinktiv um, ob ein Dieselfahrer in der Nähe sich über diese sicherlich energiereiche Suppe freuen würde, aber wahrscheinlich hätte sie den Kraftstofffilter verstopft.


    :)

    seit Ende Mai Elroq 85 maxx, WP, Winterpak., Sportpak., 21‘‘, AHK, hellsilber

    daneben seit 2022 Twingo E-tech

  • Teil 2:


    Tag 6:

    Es lief auch in den folgenden Tagen wie am Schnürchen. Mit diesem täglichen Rhythmus waren wir bereits donnerstags kurz vor Le Mans, der Stadt der Autorennen und mit großartigen uralten Fachwerkhäusern. Das zerkratzte Navi ließen wir nun ausgeschaltet und richteten uns einfach nach der Sonne, denn es ging ja immer nach Westen. Nur in den Autobahnkreuzen bei Paris hatte uns diese Strategie verwirrt, was uns aber letztlich nur einen Tag Reisezeit gekostet hatte.

    Statt dessen lernten wir „Ok.Laura“ kennen, unsere Bordcomputerbegleitung. Sie konnte Witze erzählen und wir konnten uns von ihr viel über die Bretagne mit ihren Eigenheiten erzählen lassen. Das steigerte unsere Vorfreude beträchtlich.


    Tag 7:

    Wir kamen nun von der Normandie bald in die Bretagne. Da wir wieder mit offenen Fenstern fuhren, dachten wir bisweilen, schon das Meer zu riechen. Einmal sollten wir heute noch laden, dachten wir. Die Stecknadeln auf der Landkarte hatten wir inzwischen durch Markierungen mit Filzstiften ersetzt, da die meisten Nadeln nach und nach in unsere Sitze, unter die Sitze und in unsere Kleidung gewandert waren. Auch das erhöhte unsere Vorfreude, bald am Urlaubsort anzukommen.

    Als ich den Blinker setzte, um auf die Aire de Mayenne abzufahren, sahen wir eine große Rauchsäule und viele Feuerwehrautos. Es hatte gebrannt und beim Näherkommen stellte sich heraus, dass ein Auto an den Ladesäulen lichterloh in Flammen stand. So war hier natürlich kein Laden möglich. Wir parkten abseits und wollten wenigstens einen Kaffee trinken.

    An der Kasse stand ein Deutscher vor uns und erzählte, dass dieser Idiot von E-Autofahrer wohl ein totaler Anfänger gewesen sei.

    „Der hat einfach den Stecker von der Ladesäule gezogen und in seine Ladebuchse gesteckt, ohne sich vorher zu erden! Das muss man sich mal geben!“ Ich hatte ihn daraufhin wohl verräterisch fragend angeguckt, deshalb erklärte er kopfschüttelnd: „Jedes Kind weiß, dass man sich schnell mal auflädt, erst Recht, wenn man Nylonjacken und Turnschuhe trägt. Jeder kennt die Stromstöße, die man sich an Türklinken oder am eigenen Pullover holen kann. Aber Mr. Oberblöd geht damit mal eben an eine Ladesäule mit 350 Kilowatt und verbindet sie aufgeladen mit dem Auto! Unglaublich! Ein Wunder, dass das nicht noch öfter passiert. Hoffentlich werden diese Elektromonster bald wieder verboten. - Was fahren Sie für ein Auto?“

    Ich wurde erst bleich, weil ich das auch noch nie bedacht hatte und war froh, noch zu leben. Auf seine Frage hin beschloss ich, mich mit einem längeren Hustenanfall aus der Affäre zu ziehen, bis er sowieso an der Kasse dran kam, zahlte und wegging.

    Als wir weiterfuhren konnte ich im Rückspiegel noch sehen, wie ein Autokran das noch brennende Fahrzeug in einen riesigen Wasserbehälter versenkte, da man E-Autos ja nicht löschen kann. Oft hinterlassen sie sogar große Krater geschmolzenen Gesteins.


    Tag 10:

    Es ist unglaublich! Wir stehen an der Küste und blicken auf den wunderbaren blaugrünen Atlantik. Geschafft, und das vollelektrisch! Es ist ein erhabenes Gefühl. Wir setzen uns unten ans Wasser und gehen auf unserer inzwischen etwas zerknitterten Karte die Rückfahrt durch.

    Aus einem Baumarkt hatten wir uns noch Drähte besorgt und uns so an die Kleidung genäht, dass sie immer leicht den Boden berühren, so können wir künftig auch sicher laden.

    Jetzt zeigte sich auch, wie klug es war, diesmal volle drei Wochen Urlaub zu nehmen. So können wir die Nacht hier verbringen und müssen erst am nächsten Morgen zurück.

    Da keimt auch schon die erste Vorfreude auf Zuhause auf.


    :)

    seit Ende Mai Elroq 85 maxx, WP, Winterpak., Sportpak., 21‘‘, AHK, hellsilber

    daneben seit 2022 Twingo E-tech

  • Danke für deine Mühe mit dem langen Bericht.


    Zum Thema „Mut machen“: ich bin ehrlich gesagt nach der Hälfte von Tag 1 ausgestiegen. Landkarten mit Stecknadeln, beschlagene Displays, alles aus was Reisen erträglich oder kurzweilig macht… mehr Abschreckung vor dem E-Auto Umstieg kann man kaum bieten.

    Sorry, so kommt es einfach an meiner Antenne an.

  • Mich hat’s amüsiert. Danke für das Schmunzeln 😉


    Ich hätte noch den Tipp, im Baumarkt ne Tüte Strom mitzunehmen, für alle Fälle.

    Fühlte mich mit einem kleinen kanisterchen Öl im Kofferraum auch immer wohler, als ohne.

  • Herrlich, schön geschrieben .... ich hätte noch die Zwangsübernachtung auf einem Feldweg in der Champagne reingebracht während das E-Auto per Haarnadel am Weidezaun geladen wird.

    Wenn man die story unkommentiert auf den Stammtisch von Diesel-Dieter schmeißt kommt Stimmung in den Bums!

    Nach 45 Jahren überzeugtem Verbrennerfahren (Mofa, Moped, Auto, Panzer, Motorrad) nun Elroq 85 für Juni bestellt.

    Race Blau, Winter, WP, Sport, Maxx Suite Leder Schwarz, AHK